Sonntag, 17. Juni 2012

Ein Boot nach Panama: Der erste Tag.


Lieber Klaus-Peter,

es ist Sonntag 9Uhr. Ich werde wach. Die Nacht war schauklig (wir waren die ganze Nacht unterwegs. Der Auto-Pilot übernimmt zu 98% das Kommando), aber soweit ich mich erinnern kann eigentlich in Ordnung. Ich stehe auf und baue das Bett zusammen. Ich warte am Tisch und schaue aus dem Fenster. Es regnet. Ich frühstücke: Müsli mit Joghurt und Ananas. Dann gibt es gebratene Banane in Rum und Butter. (Unsere Kapitäne sind gleichzeitig auch unsere Köche). Ich gehe an Deck. Wir fahren (Segel plus Motor) immer noch. Wir sind miten auf dem Ozean (Atlantik) und ich kann kein Land sehen. Ein wenig beängstigend, aber irgendwie auch cool, denke ich. Es erinnert mich an karibische Seeräuber. An Seeräuber denke ich auch, wenn ich unsere drei Kapitäne anschaue. Sie haben Kopfschmuck, Tätowierungen, lackierte Fuß- und Zehennägel und nehmen Drogen (wobei beim Vorletzten ich mir nicht so sicher bin, ob Piraten es hatten). Geff erzählt uns, dass wir allen Müll (außer Plastik) über Board werfen können. Auf meine Frage nach dem Grund antwortet er: Das machen alle so. Es ist wie mit dem Müll an Land. Der wird ja auch vergraben. Ich find es komisch und zweifele. Es klart auf und ich lege mich aufs Deck. Ich lese. Ich schlafe ein. Nun höre ich Musik (das waren auch schon meine zwei Beschäftigungsmöglichkeiten) Es ist 14Uhr. Es gibt Mittagessen und die Sonne kommt raus. Es wird heiß. Ich liege rum und schwitze. Es ist 15Uhr. Nun schaue ich herum und genieße die Sicht. Das Wasser ist blau und unendlich klar. Ich sehe fliegende Fische und eine Walflosse, wie sie gerade wieder abtaucht. Es ist 19.30Uhr. Nun sitzen wir gemeinsam hinten auf dem Deck zusammen und reden. Viel eher reden die anderen alle. Ich halte mich zurück. (Ich komme nicht so wirklich mit ihnen klar. Die meisten sind Engländer. Abgesehen davon, dass ich sie schwer verstehe, reisen sie alle zusammen in Gruppen, haben eine seltsamen Humor, verstehen keine Ironie und reden über seltsame Dinge, wie Lieblingsalkohol) Dennoch fühle ich mich ab und an unterhalten. 

Es ist 22.30Uhr. Nach dem Essen will die Kanadierin auf ihrer Gitarre spielen und eins ihrer drei Lieder preisgeben, die sie kennt. Der Rüpel Engländer (Olli) aus Manchester durchquert ihre Einlage immer wieder aufs Neue und erzählt Blödsinn. Olli, hör auf damit. Das hier ist mein Beitrag zur Abendgestaltung, sagt die Kanadierin empört. Ich muss schmunzeln, schaue gen Sternenhimmel und genieße die Sicht (Man kann unzählige Sterne und viele Galaxien (weiße Nebel-Dinger) sehen). Es ist kurz vor Mitternacht. Ich nehme zwei Pillen und gehe auf meine Couch. Es ist heiß und das Boot ist am Schaukeln. Bestimmt schlafe ich gleich ein, hoffe ich. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen