Lieber Klaus-Peter,
Es ist Freitagmorgen. Mein zweiter Arbeitstag beginnt um 7 Uhr. Ich habe schlecht geschlafen und zerre mich in die Dusche. Hier ist es schön. Es ist warm. Ich putze die Zähne und laufe los, um eine Bäckerei zu finden. Verschiedene Bolivianer schicken mich in verschiedene Richtungen, als ich nach dem Weg frage. Nach einer Weile das Herumirrens, finde ich schließlich eine und kaufe ein paar Brötchen. Es ist halb 9. Ich halte ein Trufi-Taxi an und fahre Richtung Büro. Es ist kurz vor zehn vor neun. Ich bin der zweite hier. Nur David ist schon da. Hier im neuen Büro (vielmehr ist es ein Haus) steht alles voll mit dem alten Krempel den wir hinüber getragen haben. Ich fange die verstaubten Tische zu entstauben und frage mich andauernd, warum die Menschen hier nicht vorher die alten Sachen aussortiert haben. Ich versuche meine Zeit bestmöglich zu nutzen und lese Sachen über Bolivien. Wir tragen alle Sachen, mitunter schwer, aus dem einen Raum in einen anderen. Der andere ist im Garten weiter hinten. Nun ist er voll. In Zukunft wird hier wohl keiner mehr hineinschauen. Hier ist nichts sehenswert, denke ich. Es ist zwanzig nach 12. Ich fahre Richtung Hostel, esse in der Stadt in meinem Stammlokal (es ist das zweite Mal in Folge, dass ich hier zu mittagesse. Ich finde es hat den Ausdruck verdient) und ruhe ein wenig. Ich bin müde und habe eigentlich kein Bock mehr zu arbeiten. Dennoch fahre ich zurück. Es ist halb 3. Die erste Stunde vertrödle ich. Wir schließen einige Computer an. Es ist halb 5. James und ich bauen einen Ofen hinten im Garten auf. (ein „Nachhaltiger Ofen“, macht wenig Qualm, verbraucht fast kein Holz und kann als Herd verwendet werden.) Es ist viertel nach fünf. Wir machen Pause, kochen Wasser auf und machen Humitas warm. Nach der Pause, bleibe ich noch 20 Minuten im „Büro“ und fahre um 18Uhr zum Hostel. Es ist warm. Ich kaufe Brötchen und laufe ein wenig durch die Gegend (unter anderem mache ich ein Foto von einem Weihnachtsmann).
Es ist 21 Uhr. Ich treffe mich mit einem der Brasilianer (Harald, trinkt kein Alkohol, kein Bier, raucht nicht und nimmt auch keine anderen Drogen; Ich bin gespannt) von gestern auf ein Bier. Ich bestelle einen Liter bolivianisches Bier (aus Cochabamba). Harald bestell einen Liter Maracuja Saft. Wir reden über viele Sachen. Ich muss mich konzentrieren, damit ich Harald verstehen kann. Es ist halb 11. Miguel kommt vorbei (Ich habe Miguel bezüglich einer Unterkunft übers Internet angeschrieben. Er kommt aus Cochabamba). Er ist ein lustigaussehender, witziger, etwas kleinerer Kerl. Wir verlassen die Bar, um in eine andere zu gehen. Hier bestellt Miguel einen 1,34l Krug mit einem interessant schmeckenden Getränk drinnen. (Keiner weiß so genau, was es ist). Es ist Mitternacht. Wir wechseln den Ort. Das machen wir noch 2 oder 3 Mal am Abend. (Ich habe nicht genau mitgezählt. Entschuldige, Klaupe!). Es ist halb 6 morgens. Ich laufe mit einem komischen Typen (aus Norwegen) durch die Straßen hier. Er erzählt mir irgendwelche Frauengeschichte. Immer wieder nicke ich zustimmend und bedauere ihn innerlich. Ich bin betrunken. Keiner weiß wo wir sind. Wir nehmen ein Taxi und fahren Richtung Innenstadt. Weder der Norweger noch ich haben noch Geld, um das Taxi zu bezahlen. Wir wollen mit einem Schlagring vom Norweger bezahlen (Er hat mir soeben erzählt, warum er einen bei sich trägt. Aber nachdem ich die Frage nach dem Grund gestellt hatte, wollte ich es schon gar nicht mehr wissen und habe nicht mehr zu gehört.) Der Taxifahrer schaut ein wenig überrascht (als würde das nicht jeden Tag passieren), überlegt, grinst und ist einverstanden. Es ist 6 Uhr in der Früh. Ich liege im Bett und bin total kaputt. Was für eine Nacht!