Lieber Klaus-Peter,

es ist Montag, der 9. Juli.
Mein Wecker geht nicht. Dennoch werde ich wach. Es ist 8Uhr. Günther und ich
sind in einem neuen Zimmer im gleichen Hostel (Nach dem Samstagabend haben wir
gestern nicht viel gemacht, außer geschlafen, mit dem Auto rumgefahren und
Tankstellen gesucht/ Der Wagen braucht speziellen nicht auffindbaren Treibstoff). Wir stehen auf und
gehen frühstücken. Günther macht und isst viele Pancakes (süße amerikanische
Pfannenkuchen). Ich mache und esse 4 trockene Toastbrot, da ich meinen Magen
bei seinem Neustart nicht zu viel zu muten möchte. Es ist 10Uhr. Wir packen
unsere Sachen ins Auto und fahren los. Unser heutiges Ziel heißt: Grand Canyon
(„große Schlucht“) in Arizona. Um jene berühmte Schlucht angucken zu können,
nehmen wir gerne einen Umweg in Höhe von 5 Stunden in Kauf. Wir fahren los und
suchen zuerst eine Tankstelle auf, die wahrscheinlich unseren Sprit hat. Ne,
den haben wir zurzeit nicht, sagt uns der Tankstellen-Mensch. Wir beschließen
einfach loszufahren und hoffen nun, dass in den nächsten 170km eine
passende Tankstelle kommt. 140km später: Nach einigen neuen Tank-Fehlversuchen,
treffen wir einen indischen Tankwart. Auch hier fragen wir nach, ob er den
speziellen Treibstoff hat. Nein, habe ich nicht, aber ihr könnte auch einen
beliebigen anderen reinmachen. Schuld sei nur die Politik, fährt er fort. Günther und ich sind von seinen Argumenten überzeugt, tanken und hoffen,
dass der Motor nicht explodieren wird. Es ist 12.15Uhr. Wir essen zu Mittag und
wählen die einzige Möglichkeit, die man hier in den Vereinigten Staaten hat:
Eines der unendlich vielen Schnellrestaurants. Auf der Toilette füllen wir
unsere Wasserflaschen erneut auf: Mit heißem Wasser. Ich fahre noch ein
bisschen weiter. Die Sicht ist, wie die ganze Zeit, unglaublich. In
regelmäßigen zeitlichen Abständen höre ich mich oder Günther sagen: Wahnsinn,
Abgefahren oder Wunderherrlich.

Es ist 14.45Uhr. Wir befinden uns 70km vor dem Grand
Canyon Nationalpark. Günther fährt weiter. Wir erreichen den Park, zahlen
Eintritt und finden schnell einen Parkplatz. An der Schlucht angekommen wird
mein Atem geraubt. Die Szenerie ist unbeschreiblich. Es gibt viele Berge und
eine Schlucht. Günther hat die ganze Zeit ein wenig Angst. Er redet von
hinabstürzen, umfallen und ob er wohl der erste ist, der hier runterfallen
wird. Wir bleiben noch ein bisschen und genießen die Sicht. Es ist 16.45Uhr.
Wir steigen ins Auto und sind nun auf dem Weg zum Ost-Ausgang des Parks. Wir
fahren durch den Park entlang der Schlucht, finden noch einen weiteren
Aussichtspunkt, halten erneut an, machen erneut unzählige Fotos und haben nun
den Park wieder verlassen. Es ist 19.30Uhr. Wir machen Pause auf einem
Supermarkt-Parkplatz, kaufen ein und essen bei uns hinten auf der Pritsche. Es
ist dunkel. Ich will noch ein bisschen weiter fahren. Es ist 22Uhr. Die Schilderführung
ist verwirrend. Wir drehen wieder um und entscheiden uns doch dafür hier rechts
abzubiegen. 20min später: Ein Schock. Ich bin recht schnell unterwegs und entgegenkommende Auto machen Lichthupe. Ich bremse vorsichtshalber ab.
Plötzlich sehe ich eine Kuh bei uns im Scheinwerfer Licht. Ich mache eine Vollbremsung
und wir kommen passend zum Stehen. Sie will zu ihren Kuh-Freunden auf die andere Seite. Also haben die Kuh-Warnschilder doch was zu
bedeuten, sage ich zu Günther. Er ist wieder hellwach. Wir fahren weiter,
treffen noch ein paar Pferde und Hunde auf der Straße, fragen in diversen
Motels nach Unterkunft, wollen aber nicht soviel bezahlen und landen
schlussendlich gegen Mitternacht erneut auf einem Parkplatz von einer
Tankstelle um hier zu nächtigen.
