Lieber Klaus-Peter,

ich wache auf und schaue auf meine Uhr. Es ist halb neun. Ich stehe auf, wasche mich und packe meinen Jutebeutel für den heutigen Tag. Heute möchte ich mir einen Nationalpark „Pan de Azucar“ (wörtl. „Zuckerbrot“. Wüste, aber dort soll man auch Pinguine sehen können) 30km nördlich von hier angucken. (Wie ich da genau hinkomme, weiß ich noch nicht, vielleicht per Anhalter). Ich laufe los und frage am Busterminal nach, ob Kollektiv-Taxis zum Park fahren. Meine Frage wird bejaht und ich laufe zu jener mir beschrieben Haltestelle. Ich halte ein Taxi an. Der Fahrer erzählt mir, dass alle Taxis hinfahren, wenn das Auto voll ist oder wenn ich alleine den Preis für 4 bezahle. Ob die Möglichkeit besteht, dass heute noch mehrere Leute dahin wollen, frage ich ihn. Er schaut auf seine Uhr. Nein, antwortet er. Aber vielleicht klappt es per Anhalter. Na gut, dann mach ich das eben. Ist eh günstiger, denke ich. Es ist halb 10. Ich laufe los. Nach 5 Minuten kommt ein erstes Auto. Ich halte den Daumen raus. Es hält. Ein Mann fragt, wo ich hin will. Ich sag es ihm. Er antwortet, da will er nicht hin, aber er könnte mich ein Stück mitnehmen. Ich steigen ein. Der Mann ist nett. Raul heißt er und arbeitet an den Pazifik-Küsten. Wir unterhalten uns gut (er redet viel mehr als ich). So gut, dass er an seiner nahengelegenden Arbeitsstätte vorbeifährt und mich bis zur Mitte des Nationalparks bringt. Es ist 10.15Uhr. Ich steige aus und bin in der Wüste, direkt am Meer. Es ist heiß. Die Aussicht ist schön. Ich schaue auf meine Karte, trinke einen Schluck Wasser, ziehe mein T-Shirt aus und laufe los Richtung Aussichtsplattform (Von hier aus ist sie 16km entfernt). Ich laufe an Camping Gegenden vorbei, an einem kleinen Hafen (hier kann man mit dem Boot auf eine nahegelegene Insel fahren, um sich die Humboldt Pinguine anzugucken. Ich mache es nicht, weil zu teuer. Pinguine sind eh doof.), bezahle den Park-Eintritt in einem kleinen Häuschen (es liegt mitten im Park. Ich bin hier nur durch Zufall reingegangen) und esse zwischendurch immer mal wieder Kekse und Brötchen mit Banane.

Es ist 14.15 Uhr. Nun bin ich oben auf dem Mirador angekommen. Mit über 300 üNN habe ich eine wunderbare Aussicht auf den Hafen und einige Strände. Gerade ist eine chilenische Familie hier oben angekommen. Sie sind laut und stören.( Sie sind mit dem Auto hierher gefahren.) Es ist 15.30Uhr. Ich gehe wieder. Ich habe nicht mehr so viel Lust zu wandern und versuche die ersten zwei Autos mit meinem linken Daumen zu locken. Ich habe keinen Erfolg und laufe immer noch. Es ist 17Uhr. Ich passiere den Hafen. Es ist 17.30Uhr. Ich bin wieder beim Ticket-Häuschen (von hier aus sind es bis zur Aussichtsplattform 10km). Ein rotes Auto fährt vorbei, nimmt mich nicht mit. In weiter Ferne sehe ich drei Mädchen ( auch Per Anhalter), die in jenes rote Auto einsteigen. Scheiß Penner, denke ich. Ich ziehe mein T-Shirt wieder an. Das nächste Auto hält (vielleicht liegt es an meinen Muskeln, dass mich keiner mitnehmen wollte). Es ist eine Familie. Der Fahrer (ein Tourguide aus dem Norden Chiles) labert mich voll, dass ich unbedingt in den Norden Chiles soll, weil es da so toll ist. Ich heuchle Interesse vor, nicke, bejahe, stimme zu und hoffe, dass er mir keinen direkten Fragen mehr stellt (ich verstehe ihn nicht wirklich). Es ist 18Uhr. Ich bin wieder in Chanaral. Ich bin glücklich, zufrieden und um das Wissen reicher, dass ein Nationalpark nicht immer grün sein muss, sondern auch Wüste sein darf. Ich gehe zum Hostel. Es ist keiner hier. Der Franzose (mit dem ich mir ein Zimmer teile) hat den Schlüssel; auch die Eigentümerin ist nicht hier. Ich warte, kaufe Essen, laufe durch die Gegend und warte.

Es ist 21Uhr. Ich kann mit einem Ersatz-Schlüssel rein. Nun ruhe ich auf meinem Bett. Ich bin müde. Es ist kurz vor 23Uhr. Der Franzose kommt ins Zimmer und sagt es gibt Stress mit der Eigentümerin. (Natürlich hatte ich wieder einmal vergessen auszuchecken) Soeben sagt sie mir ich soll noch eine Nacht bezahlen (14Dollar, sau teuer, für den Sauhaufen hier). Ich weigere mich. Wir diskutieren eine dreiviertel Stunde. Ich einige mich mit mir auf einen außergerichtliche Vergleich und bezahle 35%. Die Frau ist verärgert. Mir ist es egal. Ich nehme mein Gepäck und laufe zum Busterminal, um den Bus nach „La Serena“ zu kriegen (Es liegt weiter im Süden). Es ist kurz vor Mitternacht. Ich stehe vorm Bus und warte, dass ich hinein kann. Morgen früh will ich in La Serena sein.