Montag, 14. November 2011

Wandern ist mein Leben.

Lieber Klaus-Peter,

um halb 8 werde ich von Cristóbal geweckt: Sie will von mir erkundet werden. Nun gut. Ohne Frühstück aus dem Haus (Diesmal ist es nicht mit dabei), mache ich auf die Suche nach was Essbarem. Ich finde ein kleines lokales Restaurant und bekomme ein tolles Frühstück mit Kaffee und Fruchtsaft. Nach dem Essen, schaue ich mir „Puerto Baquerizo Moreno“ an. Die Stadt ist nicht so groß, wie die auf Santa Cruz und nicht so verschlafen wie auf Isabela. Irgendwie eine gute Mischung, denke ich. Das Wetter ist bombastisch. Ich mach mich auf, um den Nordosten von Cristobal zu entdecken. Rucksack dabei, Wasser eingekauft, Wanderschuhe an und Nacken eingecremt. Brötchen brauche ich nicht, denn ich will zum Mittagessen wieder in der Stadt sein. Am Anfang, in der Zivilisation,  komme ich an vielen dicken, lauten, stark riechenden Seehunden vorbei, die ich dennoch irgendwie marg. Einfach überall sind die. Nach knapp 2km hört der gut verarbeitete Wanderweg auf. Ich stehe miten auf einem Berg, kann über die ganze Stadt schauen und habe auch sonst wirklich gute Luft hier oben. Ich stapfe weiter: Der kleinsteinige Kiesweg beginnt. Er hört auch nach 100m wieder auf. Der Abenteuerweg beginnt. Glücklicherweise ist der Weg ausgeschildert, sodass man sich fast nicht verlaufen kann. (Also ausgeschildert heißt, dass Holzstäbe in der Gegend rumstehen und jeder für sich selbst entscheiden muss, ob man rechts oder links läuft.) Nach einer weiteren Stunde, fällt mir auf, dass ich keinen Wegweiser mehr sehe: Ich bin vom Wanderweg abgekommen. Egal, ich beschließe einfach über das Vulkangeröll direkt an der Küste zu laufen, bis ich irgendwann irgendwas spannendes finde. Was genau, weiß ich gerade auch noch nicht. Während ich so laufe, kommen mir ganz obskure Lieder in den Sinn. Das liegt bestimmt an der Sonne. Ich trinke und bemerke, dass ich nur 2l Wasser mitgenommen hatte. Als seelische Vorbereitung, rede ich mir immer wieder ein, dass ich bestimmt mindestens einmal von einem Stein runterfalle. Dann tuts bestimmt nicht so weh. Es ist 12Uhr. Ich mache Pause und esse „zu Mittag“. 2 kleine Päckchen Pizza-Kekse (Sie schmecken glücklicherweise wirklich nach Pizza und suggerieren dementsprechende Mittagessen). Es ist alles, außer ausreichend. Ich stehe, schaue auf die Karte, wo ich bin (keine Ahnung, wo ich bin) und überlege, ob ich noch eine Bucht weiterkraxeln soll. Nach einer Weile des Zögerns, rede ich mir ein, dass hinter dieser Steinküste, bestimmt ein wunderbarer Strand ist. Ich gehe, mist, hier ist auch wieder nix. Das passiert mir unglücklicherweise noch zwei oder drei Mal, bis ich endlich die langersehnten Shity Islands finde (Die Steine hier sind alle vollgekackt, weiß, und wenn sie einen Namen haben, heißen sie bestimmt „Shity Islands“). Ich entdecke einen von den „blue-footed Boobies“ (ein berühmter Vogel von hier mit blauen Füßen. Im deutschen heißt er „Tölpel“, im englischen „Booby“ wie die weibliche Brust; daher laufen hier einige Touristen mit T-Shirts durch die Gegend, die mitteilen: „ I love Boobies“). Ich mache ein Foto und drehe wieder um. 
Der Rückweg ist lang. Kurz vor Ende, finde ich den Wanderweg wieder. Ich bin froh und verlasse ihn direkt wieder, um ein STOP-Schild zu übergehen und eine Abkürzung zu nehmen, um nicht über diesen dämlich Berg zu gehen. Ich hangele mich regelrecht den Klippen entlang, rutsche ab und zu aus, falle fast hin. Nun ist mein rechter Schuh nass und ich bin hingefallen. Nichts passiert. Ich erfrische mich an einer Schwimmstelle, laufe zurück in die Stadt und esse Hamburger mit Pommes, um meinen großen Hunger zu stillen (es ist drei Uhr und traditionelle Mittagessen gibt es nicht mehr; die gibt es nur bis zwei Uhr, aber Hamburger ist auch gut). Nach dem Mittag, gehe ich einen Kaffee trinken, sonne mich am Strand mit vielen Seehunden und treffe dort zwei Kanadierinnen aus meinem Hostel von Isabela wieder. Wir trinken Bier und schauen den Sonnenuntergang. Die reden ganz schön wirres Zeugs, denke ich und verabrede mich nicht mit ihnen zum Abendessen. Im Hostel angekommen, mache ich meine Zimmertür auf und freue mich, als ich sehe, dass ich eine dickere Bettdecke habe, weil die nette Rezeptionsfrau gemerkt hat, dass ich mir letzte Nacht ein zweites Laken, der Wärme wegen, stibitzt hatte.

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