Lieber Klaus-Peter,
wir schreiben heute Donnerstag. Bock aufzustehen habe ich keinen. Glücklicherweise hilft mir das Frühstück beim Aufmuntern. Es gibt wieder frische Früchte und erneut selbst gemachten Fruchtsaft. Auf dem Weg zur Sprachschule rammt unser Bus ein vorbeifahrendes Auto, bremst stark und bringt die Reisenden ins Wanken. Einige tuen sich ein wenig weh. „Irgendwann muss sowas ja passieren, so wie die fahren.“ dachte ich. Mein Gastvater findet es komisch und wundert sich. Er hat nun ein Veilchen unterm linken Auge. Ich nicht. Die Sprachschule ist wie immer. Nachmittags laufe ich durch den Park Carolina. Er ist sehr groß und es gibt viel anzugucken und viel zu entdecken. Ich mache viele Fotos und komme auf die grandiose Idee meinen Schatten mit Daumenpose zu fotografieren. Meinen Rucksack habe ich nicht dabei. Nur die Baumwolltasche.
Beim Abendbrot sind 4 Generationen anwesend. Eine gefühlte Menschenmenge, die an die 1000 geht. Alle reden durcheinander, am Tisch werden Hausaufgaben gemacht, telefoniert und mit verschiedenen Menschen gleichzeitig gesprochen. Ich fühle mich überfordert. Mein Gastvater meint, es sei normal. Als es ruhiger wird, fällt mir die Musik im Hintergrund auf. Es ist „griechischer Wein“. Ich freue mich und gehe gut gelaunt in mein Zimmer. Es ist ca. 9 Uhr und ich bin schon wieder hundemüde; Ob das an der Höhenluft liegt? An dem Thema bleibe ich dran.
Heute ist der Tag vorm Wochenende. Heute nehmen wir einen anderen Bus Richtung Sprachschule. Es geht schneller als sonst. Warum wir den nicht immer nehmen, konnte ich auch nach drei Erklärungsanläufen seitens Cesars nicht herausfinden. Nachmittags fahre ich nicht zum Essen nach Hause, sondern unternehme was mit den zweien Österreicherinnen. Wir fahren im Carolinen Park Paddelboot und sinnieren über dies und jenes. Wir reden über die laufenden Ampelmännchen. Sobald der Countdown an der Ampel bei kleiner/gleich 5 Sekunden ist, fängt das Ampelmännchen sogar an zu rennen. Ich finde es lustig. Die beiden glaube ich nicht so.
Danach gehen wir ins Quitocentro. Ein sehr westlich, neuerbautes, modernes Einkaufszentraum. Es ist in Ordnung und die Toiletten sind gut. Wir verabschieden uns voneinander, ich gehe zu Fuß heim (das erste Mal) und brauche länger als geplant, weil ich mich verlaufe. Zuhause angekommen, bin ich schon wieder ziemlich im Eimer, gehe aber diesmal mit der Gewissheit ins Bett, dass Quitos Höhenluft Schuld hat (Quelle: Cesar, 2011) und nicht meine erbärmliche Ausdauer.
Danke für die wundervollen Schilderungen aus Ouito.
AntwortenLöschenEs ist wunderbar, ein fremdes Leben so hautnah erzählt zu bekommen.