Lieber Klaus-Peter,
gestern bin ich in Quito, der Hauptstadt von Ecuador inmitten der Anden angekommen und heute sitze ich schon um 7Uhr am Frühstückstisch mit meiner Gastfamilie. Sie ist sehr nett. Ich muss eigentlich nichts machen, könnte drei Malzeiten am Tag bekommen und auch sonst ist die Gegend hier nett. (Ich wohne in der Nähe des Flughafens.) Das einzige Problem, was ich habe, ist die Sprache. Alle hier reden Spanisch. Und ich eben nicht. Dafür fahre ich um 8Uhr mit Cesar mit dem Taxi zur Sprachschule. Ich bekomme Einzelunterricht und nicht wie vereinbart den Gruppentarif. Neben mir sind noch zwei Österreicherinnen in der Schule. Von anderen Schülern weiß ich nicht. Meine Lehrerin heißt Pia und hat sehr viel Geduld. Nach vier Stunden Unterricht, gehe ich einkaufen, fahre mit meinem Gastvater mit dem Bus (er kostet nur 0,25Cent, hält unregelmäßig und hat keine Umweltplakette) Richtung Zuhause. Nach 1km versagt der Motor und wir fahren mit dem Taxi weiter (ein bisschen teurer als 0,25Cent).

Es gibt Mittag: In der Regel eine Vorspeise, eine Hauptspeise, und eine exotische Frucht. Also alles wunderbar. Nach dem Essen richte ich mein Zimmer ein. Fertig! Ich fahre mit dem Bus Richtung Innenstadt, da ich mit einigen Menschen von der Sprachschule in Finn McCool zur QuizNight verabredet bin. Auf meinem Trip, bin ich auf der Suche nach was Abendbrottauglichem. Kultiviert und offen wie ich bin, esse ich in einer schnellen großen amerikanischen Restaurantkette. Bei der Bestellung gerate ich ins straucheln und muss mir von 4 14jährigen Mädchen Gekicher anhören. Egal, ich hatte Burger. Nach dem Essen finde ich erste richtig schöne Motive von Quito und kann nur erahnen, wie Quito ohne die Schicht aus Nebel, Mog und Abgasen aussähe. Ich habe nicht viel Zeit, um zum verabredeten Bar zu kommen. Im Finn McCool verlieren wir die Quiznight. Dennoch wundere ich mich, warum die Südamerikaner sich so gut mit Aliens auskennen (Kategorie 1: Aliens – 9 von 10 Punkten). Zwischendurch werde ich auf dem Klo von einem Koksdealer angesprochen (Die Drogenansprachen nehmen an Intensität zu). Ich lehne danken ab, bezahle mein Pilsener Bier (aus Ecuador) und teile mir mit den zwei Österreicherinnen ein Taxi gen Zuhause.

Heute ist der 12.10.2011 und der zweite vollständige Tag in Quito. Zum Frühstück trinke ich eine Tasse Kaffee (Instant) und getoastetes Brot ohne Belag. Erneut fahren wir mit dem Taxi Richtung Innenstadt. Diesmal sind die Tochter und 2 Enkelkinder von Cesar mit dabei. Wir schmeißen die drei an einer passenden Stelle raus und auch wir wechseln vom Taxi zum Bus. Diesmal funktioniert der Bus. In der Sprachschule angekommen erzählt mir Pia, dass wenn ich mit dem Rucksack durch die Stadt laufe (er sähe nämlich teuer aus), er immer vorm Bauch hängen sollte. Das sollte ich mir gut merken. Am besten hätte ich gar keinen mitgenommen, dann muss ich mir auch so was nicht merken, dachte ich mir. Die Sprachstunden verlaufen wie die ersten: Holprig. Zum Mittag beschließe ich, nicht mit Cesar nach Hause zufahren sondern die Stadt auf eigene Faust ein wenig zu erkunden, u.a. mit der Maßgabe etwas zu essen, was nicht nach Kommerzialisierung aussieht. Alles läuft prima, die Sonne scheint, die erste Gemäuer angeschaut und ich bin gerade auf dem Weg Richtung „la Plaza Grande“, als mich ein Ecuadorianer von hinten auf die Schulter tippt. (Info: Den Rucksack hatte ich nicht vorm Bauch). Er hält ein Tempo in der Hand und deutet auf meinen Rücken. Ich drehe mich um und sehe und rieche, dass auf meiner Hose und vor allem auf meiner Jacke eine braune flüssige Sülze ist, die bestialisch nach Kacke riecht (wahrscheinlich war es das auch, aber darüber möchte ich mir keine Gedanken machen). Der Man will mir helfen und wir gehen zu eine Art Durchgang mit Treppen, wo ich meinen Rucksack hinstelle (auch voll mit Kacke). Er fängt an ihn sauber zu machen. Ich soll meine Jacke ausziehen. Er nimmt meine Jacke, steckt sie in den Rucksack und schiebt diesen ein paar Zentimeter zur Seite. Ich denken nach und beschließe: Von nun bin ich hellwach und ein Auge immer auf dem Rucksack (Randbemerkung: Ich bin von Natur aus eher der kritische Mensch). Es kommt wie geplant. Eine zweite Frau kommt mit weiteren Tempos zu Hilfe und will mir etwas in der Luft zeigen. In dem Moment kommt ein dritter Mann vorbei, hält eine Jacke über seinen Arm und lässt meinen Rucksack darunter verschwinden. (Ich könnte das hier noch spannender machen, aber das will ich nicht. Deswegen: ) Ich laufe hinter ihm her, rufe Stopp, halte ihn nach ca. 3m fest, er lässt meinen Rucksack fallen, rennt weg, ich nehme meinen Rucksack, laufe weg und mache mir keine Gedanken zu dem Rest der Gaunerbande. Ich setze mich ihn ein Taxi. Ich stinke wie die Hölle und habe natürlich nicht zu Mittag gegessen. Zuhause angekommen, tut es meine Gasteltern richtig Leid. Wir verfrachten meine Klamotten nach draußen und hoffen dass der allabendliche Monsunregen eine gute Vorwäsche für den morgigen Waschmaschinenhauptgang ist. Ich dusche (länger als gewöhnlich) und esse mit Verwandten meiner Gastfamilie zu Abend. Im Bett sitzend denke ich darüber nach, was ich anders hätte machen können. Ich weiß nicht, ob das allzeitige Rucksack VormBauchTragen einen anderen Ausgang nach sich gezogen hätte. Mir wurde nichts geklaut, mir gehts gut und der Gestank war auch schon fast wieder aus meiner Nase weg. Egal: das nächste Mal nehme ich eine Baumwolltasche mit.