Donnerstag, 16. Februar 2012

Jimpiris, Wilkommen im Nichts!

Lieber Klaus-Peter,

Ich werde aus dem Schlaf gerissen. Ich schaue auf meine Uhr: es ist kurz nach Mitternacht. Ich sehe mich um. Ich sitze im Auto. Chef-David fährt. Virginia (eine Mitarbeiterin der Fundation) sitzt auf dem Beifahrersitz. Wir sind auf dem Weg nach Jimpiris. (Anmerkung der Redaktion: Eigentlich wollten wir nicht in der Nacht fahren, aber statt 14.30Uhr los zufahren, sind wir halbs 10 abends los). Ich sitze schon 2,5h in diesem Auto und kann einfach nicht schlafen. Vielleicht liegt es daran, dass Chef-David rast wie die Sau. Aber beruhigender Weise, frisst er die ganze Zeit ohne Ende Koka-Blätter und trinkt Rotwein (aus der Flasche).  Ich höre Musik und werde in den nächsten 10h noch des Öfteren aus dem Schlaf gerissen. Es ist 6.15Uhr in der Früh. Wir erreichen Jimpiris. Wir halten an und warten. Nun schlafen wir alle drei im Auto. Ich schlafe fast 2 Stunden durch. Es ist 8Uhr. Wir frühstücken Empanadas und gehen zum Bürgermeisteramt Jimpiris . Der Truck mit den ganzen Zutaten für die Holzöfen wartet schon. Er ist vor genau 20h in Cochabamba losgefahren und seit guten 7min hier. Das Abladen dauert lange und ist anstregend. Es ist staubig, aber irgendwie auch nass.  Es ist 10Uhr. Soeben habe ich erklärt bekommen, was ich diesen Tag machen soll: Schornsteine anfertigen. (Erklärungsversuch: Gebogenes Metallplatten zu einem Rohr formen). Mir zeigt Oskar wie das so funktioniert (Oskar arbeitet schon 5 Jahr für Chef-David, ist etwas älter, kommt aus Cochabamba und war mal eine ganze Zeit lang im Gefängnis, weil er jemanden umgebracht haben soll. Er ist richtig witzig und lieb)Ich fange an. Es klappt einigermaßen. Nach 1Stunde habe ich keine Lust mehr. Dennoch mache ich weiter, weil bald Mittagessen ist. Es ist 12Uhr. Das Mittagessen ist gut, ich bekomme zwei Hauptgänge, weil ich so ausgehungert und müde bin. Chef-David versucht sich an Virgina ran zu machen (meiner Ansicht nach, bei einem Altersunterschied von 37, völlig legitim). Wir gehen zurück zum Bürgermeistersamt und bauen weiter Abzugsrohre. Nach 2 weiteren Stunden werde ich ein wenig gelangweilt und rutsche mit der Hand ab. Nun blutet mein rechter Mittelfinger. Oskar gibt mir schnell ein Pflaster. 

Es ist 17.30Uhr. Wir beenden die Arbeit und  essen zu Abend. Wir beziehen unser „ Zimmer“. Es ist ein leerer, kalter Betonraum. Wir blasen unsere Luftmatrazen auf und sind froh, dass wir bald schlafen können. Vorher beschließe ich jedoch mir ein wenig Jimpiris anzugucken. Ich laufe durch die Gegend. Es ist sehr klein hier und sau kalt. Es sieht arm aus, dennoch sehen die Menschen glücklich aus. Sie haben fast nix, sind dennoch glücklich. Jene Gedanken verfolge mich noch eine ganze Weile. (Warum klappt das in der europäischen Welt nicht, frage ich dich Klaupe). Ich gehe zurück, weil mir sau Kalt ist. Vielleicht war die kurze Hose gepaart mit einem Pullover doch nicht die optimale Rumlauf-Kombination. Es ist 19.30Uhr. Ich liege auf meiner Luftmatraze, mir ist kalt und ich bin total im Eimer. Glücklicherweise schläft Oskar schon und hat sein Handy noch an: Es läuft in Dauerschleife bolivianische Volksmusik. Gute Nacht!

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