Lieber Klaus-Peter,
es ist Dienstag, der 14.Februar 2012. Mein Wecker geht. Ich schau drauf: es ist 6Uhr. Heute fahren wir das erste Mal aufs Land, um Öfen zu verteilen. Ich stehe auf, gehe duschen, esse Brötchen (mit „Dulce de Leche“), trinke Milch und mache mich auf den Weg um mich mit David (englischer anderer Praktikant) zu treffen. Wir laufen gemeinsam zum Treffpunkt. Es ist 7.35Uhr. Wir sind 5min zu spät, aber immer noch die ersten. Um kurz nach 8Uhr kommt David vorgefahren (ein anderer David; er ist der Chef von der Non-Profit-Organisation wo ich arbeite, Amerikaner und wohnt schon seit über 25Jahren In Bolivien. Ein kurze Zusammenfassung von ihm wäre: Unorganisierter, unstrukturierter, mitunter inkompetenter, ich-bezogener amerikanischer Cowboy mit großen Visionen). Wir fahren los. Die Fahrt ist sehr holperig. Chef-David fährt wie ein wahnsinniger. 2h später: Ich lebe noch und wir sind an dem Ort angekommen, wo wir die Öfen zusammen mit einigen Leute der Gemeinde aufbauen sollen. Die Einzelteile der Öfen warten schon. (heute stehe nicht die Solar-Öfen auf dem Programm, sondern Holzöfen, die so konzipiert sind, dass sie sehr wenig Holz verbrauchen und nicht alles zu qualmen). Ich bin aufgeregt. Endlich mal Handarbeit und nicht immer seltsame (nicht wertend) Excel-Tabellen am Computer, denke ich und fange an den ersten Ofen zusammen mit David aufzubauen. (Chef-David hat Silikon vergessen, um vereinzelte Löcher zu stopfen. Er will es mit Wasser und Erde probieren. Verwunderlicher Weise funktioniert es nicht. Ich muss lachen. Ein Mann kommt vorbei und bringt Lehm.)Es ist 11Uhr. Der erste Ofen steht. Wir zeigen den Leuten, wie man ihn am besten anmacht. Zwei Frauen fangen sofort das Kochen an. Wir bauen weiter. (Insgesamt noch 8). Es macht Spaß, auch wenn es zwischendurch ziemlich anstrengend ist. Nicht der Arbeit wegen, vielmehr zerrt Chef-David an meinen Nerven. Gleiches gilt für David, wie ich soeben an seinem Gesichtsausdruck gesehen habe. Es ist 13Uhr. Wir essen. (Sehr gesund und lecker). Chef-David bekommt einen Anruf, dass das Geld für Jimpires endlich da ist. (Jimpires ist ein anderes Projekt, eine Ortschaft, wo wir 720 Öfen hin liefern müssen. Eigentlich sollte das Projekt schon Ende 2011 abgeschlossen sein. Leider konnte die Ortschaft nicht bezahlen, dann war das Konto eingefroren. Diesmal scheint es zu klappen.) Chef-David ist aufgeregt. Wir sollen bitte schneller essen. Die beiden Mädchen, die mit uns fahren (arbeiten beide bei der Organisation), schaufeln ihr Menü auf einen Plastikteller, damit sie während der Rückfahrt essen können. Wir fahren los. Chef-David fährt schneller und riskanter als auf dem Hinweg. Mir ist es gerade egal. Ich bin müde und schlafe ein. Es ist 18.30Uhr. Ich esse zu Abend. Brot mit „Dulce de Leche“. Ich ruhe ein wenig.
Um 20.30Uhr treffe ich mit Paula (eine andere Praktikantin), David und Davids Freundin (Pamela aus Canada). Wir trinken Bier und Wein. Pamela ist Mitte 20, recht hübsch und redet viel. Nicht weniger viel beschwert sie sich über Bolivien (Die Menschen, deren Einstellungen, Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit). Alles Dinge, die man in Kauf nehmen sollte, wenn man nach Südamerika kommt, denke ich. Ihr Gelaber fängt an an mich zu langweilen. Ich höre nicht mehr zu und frage mich ob alle Kanadier so sind. Ich schaue auf die Uhr. Es ist kurz vor Mitternacht. Ich schaue erneut auf die Uhr. Es ist 2 Uhr morgens. Ich laufe angetrunken nach Hause. Eigentlich wollte ich früh ins Bett. Morgen wollen wir für 3 Tage nach Jimpiris. Zu spät, denke ich und schlafe ein.
Klaupe, scheinst ja auch schon etwas unorganisiert zu sein, aber wünsche dir viel Erfolg beim arbeiten. Hoffentlich freuen sich die Menschen und kommen mit euren modernen Öfen zurecht. Bekommt ihr eigentliche positve Kritik?!
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